Sucht und Genuss

Hilfestellung bei Suchtproblemen

Was ist noch Genuss und wo fängt die Sucht an? Gar nicht so leicht zu beantworten diese Frage. Denn es gibt einige Drogen, die von der Gesellschaft gemeinhin akzeptiert werden. Nikotin und Alkohol gehören dazu. Ein maßvoller Umgang mit Zigaretten, Bier und Wein wird toleriert. Doch was tun, wenn Genuss in Sucht umschlägt? Menschen können je nach Veranlagung und Interesse von den unterschiedlichsten Dingen abhängig werden.

Das DHS Jahrbuch Sucht 2023 fasst die neuesten Zahlen, Daten und Fakten zu legalen und illegalen Suchtstoffen und berichtet über die Suchthilfe in Deutschland. 

Weitere Informationen bei der Deutschen Suchtstelle für Suchtfragen e.V.

Mit zunehmendem Anstieg exzessiver Verhaltensweisen, die Kriterien einer Abhängigkeit zeigen, rückte in den Medien und Fachkreisen ein neuer Begriff in den Mittelpunkt des Interesses: stoffungebundene Suchtformen. Hier geht es um Spielsucht, Kaufsucht, Arbeitssucht, Essstörungen wie Esssucht, Bulimie und Magersucht sowie Internetsucht. Darüber hinaus ist auch von Beziehungssucht, Sportsucht, Sexsucht usw. die Rede.

Betroffene Menschen zeigen ähnliche Verhaltensweisen wie Alkoholkranke oder Drogenabhängige. Glücksspiel oder Internet als Droge kann für sie die gleiche Bedeutung haben wie die Flasche für den Alkoholiker: Zunehmend kreist das Verhalten und Erleben der Betroffenen um ihr jeweiliges „Suchtmittel", es kommt zum Kontrollverlust und die Dosis wird gesteigert. Entzugserscheinungen treten auf, wenn das fragliche Verhalten nicht gelebt werden kann. Dennoch ist in der wissenschaftlichen Diskussion die Frage nach der Existenz der Sucht ohne Drogen umstritten. Die Meinungen reichen von der Verneinung bis hin zur Auffassung, dass nahezu jede Tätigkeit bzw. jedes Bedürfnis zu Suchtverhalten führen kann. Für die Einschätzung, ob ein Mensch süchtig ist oder nicht, sind Art und Intensität der Bedürfnisbefriedigung entscheidend.

Was ist Sucht?

Sucht wird als zwanghaftes Verlangen nach bestimmten Substanzen/Verhaltensweisen verstanden, die Missempfindungen vorübergehend lindern und gewünschte Empfindungen auslösen, obwohl negative Konsequenzen damit verbunden sind. Der Süchtige unterliegt automatischen Abläufen, die sich zunehmend seiner Kontrolle entziehen.

Es ist zunächst harmlos, ein paar Wochenenden durchzuarbeiten, sich mit übertriebenen Joggingrunden auf einen Marathonlauf vorzubereiten oder ein neues Computerspiel einige Male bis spät in die Nacht auszuprobieren. Kritisch wird es, wenn solche Verhaltensmuster zur Gewohnheit werden.

Sucht entsteht durch einen schleichenden Prozess, entwickelt sich manchmal über viele Jahre. Nicht jeder, der hin und wieder zu viel trinkt, ist alkoholabhängig. Wird regelmäßig getrunken, kann sich der Alkoholkonsum zum Problem entwickeln. Wenn ohne Alkohol keine Enspannung möglich ist oder man täglichen Problemen und Anforderungen „ohne" nicht mehr Herr werden kann, sollten die Alarmglocken schrillen. Genauso verhält es sich mit nicht stofflichen „Suchtmitteln" wie Einkaufen, Internetsurfen oder exzessiver Arbeit.

Jeder, der regelmäßig ein Suchtmittel einsetzt, um sich zu entspannen, anzuregen, zu trösten etc., ist gefährdet, und je häufiger dieses Verhalten scheinbar für Wohlbefinden sorgt, desto weniger können schwierige Situationen auf normalem Wege gemeistert werden. Die Fähigkeit, Konflikten aktiv zu begegnen, nimmt immer mehr ab. Das Selbstwertgefühl wird schwächer, Schuld- und Schamgefühle kommen hinzu.

Vom Missbrauch in die Abhängigkeit

Häufiger Missbrauch lässt sich fast immer auf ungelöste Probleme zurückführen, denen man ausweichen möchte. Wenn zum Beispiel das Einkaufen nicht mehr nur der Notwendigkeit oder dem Genuss dient, sondern damit der Lösung von Konflikten ausgewichen wird und der Mensch sich selbst schädigt, weil er über seine Verhältnisse lebt, sprechen die Experten von Missbrauch. Das Einkaufen entwickelt schließlich eine Eigendynamik. Ohne den täglichen Einkaufsbummel fühlt sich der Betroffene leer und unzufrieden. Enthaltsamkeit ruft Angst, Schlaflosigkeit und depressive Verstimmungen hervor. Die Problematik wird gegenüber Partnern und Freunden verheimlicht und führt schließlich in die Isolation. Alles dreht sich nur noch darum, wie das Geld zur Befriedigung der Kaufsucht beschafft werden kann.

Nach Ansicht des Psychologen Werner Gross geben folgende Kriterien Hinweise darauf, ob ein Suchtverhalten vorliegt:

  • Kontrollverlust: Für den süchtigen Spieler, der die erste Münze in den Automaten geworfen hat, ist erst Schluss, wenn  er keinen Cent mehr in der Tasche hat.
  • Abstinenzunfähigkeit: Der Betroffene ist nicht in der Lage, abstinent - also ohne das Suchtmittel - zu leben.
  • Wiederholungszwang: Weil der Suchtkranke nicht ohne sein Suchtmittel leben kann, gebraucht er es immer wieder.
  • Entzugserscheinungen: Es treten körperliche Entzugserscheinungen wie Zittern  oder psychische Entzugserscheinungen wie z. B. Wutausbrüche, Ängste, Trauer, innere Unruhe auf, wenn das Suchtmittel nicht zur Verfügung steht.
  • Dosissteigerung: Um den gleichen Erlebniszustand zu erreichen, muss die Häufigkeit des Gebrauchs des Suchtmittels bzw. des süchtigen Verhaltens  gesteigert werden.
  • Zentrierung: Die Sucht wird zum Mittelpunkt des Lebens. Andere Interessen oder Kontakte, die nicht der Suchtbefriedigung dienen, verlieren an Bedeutung.
  • Gesellschaftlicher Abstieg: Suchtkranke Menschen werden zu Außenseitern. Soziale Kontakte verkümmern, finanzielle Sorgen nehmen zu, der Süchtige manövriert sich immer stärker ins Abseits.
  • Psychischer und körperlicher Verfall: Der Esssüchtige wird immer dicker, der Internetsüchtige gönnt sich kaum noch Schlaf, der Arbeitssüchtige bekommt Herzprobleme.


Informieren Sie hier über die häufigsten Süchte und Suchtmittel:

Wer sehr fleißig ist und überdurchschnittlich viel arbeitet wird unter Freunden als Workaholic belächelt, genießt aber meist Anerkennung. Doch die Arbeit kann auch zu einer richtigen Sucht werden. Sie bietet Ablenkung und somit eine Art Schutz vor den Problemen des Alltags (z.B. innerhalb der Familie).
Betroffene Personen ordnen ihr Privatleben der Arbeit unter und vernachlässigen soziale Kontakte.

Nähere Informationen finden Sie unter:

Arbeitssucht

Alkohol ist eines der gängigsten Suchtmittel in unserer Gesellschaft. Da Alkohol als Genussmittel gilt, ist die Grenze zwischen angemessenem und missbräuchlichem Konsum oft fließend und nur schwer zu erkennen.


Alkoholkonsum und COVID-19

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein Infoblatt zu Alkoholkonsum und COVID-19 veröffentlicht. Alkohol tötet nicht das Virus ab, so wie einige behaupten. Weitere Irrtümer und Empfehlungen zum Umgang mit Alkohol während der Pandemie werden hier erläutert.


Wann spricht man von Alkoholsucht?

Eine Abhängigkeit von Alkohol - umgangssprachlich Alkoholsucht - entwickelt sich zumeist über einen langen Zeitraum. Sie entsteht, wenn ein regelmäßig erhöhter Alkoholkonsum und die individuelle genetische Veranlagung zusammenwirken. Seit 1968 gilt Alkoholismus als Krankheit, die zu vielfältigen körperlichen, psychischen und sozialen Problemen führt. 

18 % der Männer und 14 % der Frauen nehmen riskante Mengen Alkohol zu sich!

Die Obergrenze zum riskanten Konsum liegt für Frauen bei maximal einem Standardglas Alkohol, für Männer bei zwei Standardgläsern pro Tag. An mindestens zwei Tagen pro Woche sollte gar kein Alkohol konsumiert werden.

Die Übergänge von unkritischem, kontrolliertem zu risikoreichem oder schädlichem Konsum und Abhängigkeit sind fließend. Für die Diagnose einer Alkoholabhängigkeit gibt es bestimmte Kriterien, die auch in Online-Selbsttests einfließen. 

Zum Alkohol-Selbsttest der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)  


Besonderes Online-Angebot:
 

Online-Kurs: Take Care of You

Der sechswöchige Kurs dient zur Reduktion Ihres Alkoholkonsums und wurde vom Schweizerischen Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung entwickelt. Wenn Sie an diesem Kurs teilnehmen möchten, nehmen Sie gleichzeitig auch an der dazugehörigen Studie zur Wirksamkeit dieses Kurses teil.

Der Kurs besteht aus einem Konsumtagebuch und 8 Modulen. In den Modulen werden häufige Probleme (Risikosituationen, Ausrutscher) thematisiert und bewährte psychologische Strategien vertieft, die Ihnen bei der Reduktion oder Abstandgewinnung vom Konsum helfen werden.


Hilfe für Betroffene:
 

Gesundheits-Telefon
24 Stunden Hotline für medizinische Fragen: +49 621 6813 1897


Im Betrieb:
 

Viele größere Arbeitgeber bieten Hilfe im Rahmen einer innerbetrieblichen Sozialberatung.

Wenn Sie sich im unternehmensinternen Social Intranet anmelden und unter der Suche den Begriff „Alkohol“ eingeben, finden Sie die Sozialberatung mit den jeweiligen Ansprechpartnern vor Ort.


Sie haben keine Sozialberatung im Betrieb oder möchten lieber eine Selbsthilfegruppen aufsuchen?

Selbsthilfegruppe-Suche vor Ort

Ist die bekannteste und am meisten konsumierte Droge in unserer Gesellschaft.

Der Konsum ist illegal, wird teilweise aber gesellschaftlich akzeptiert. Von Sucht spricht man bereits, wenn der Konsum aus Langeweile oder aus Flucht aus dem Alltag erfolgt.

Die psychische Abhängigkeit ist gravierend und wird häufig unterschätzt. 

Nähere Informationen finden Sie unter:

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.

Der Computer ist ein fester Bestandteil in unserem Leben geworden. Viele verbringen täglich mehrere Stunden an ihm - sei es zum Arbeiten oder zum Spielen.
Besteht jedoch der zwanghafte Drang sich ständig mit dem Computer zu beschäftigen, spricht man von einer Computersucht. Der Computer wird hierbei dazu missbraucht dem Alltag oder bestimmten Problemen zu entfliehen.

Weitere Informationen finden Sie unter:

Mediensucht

Ess-Brechsüchtige sind meist normalgewichtige Personen, die sich zu dick fühlen. Der Wunsch des Abnehmens ist bei ihnen ständig präsent. Das öffentliche Essverhalten verläuft meist kontrolliert und unauffällig. Um Gewicht zu verlieren, erbrechen sie sich (meist heimlich) nach einer Mahlzeit.
Der Körper nimmt starken Schaden durch die Ess-Brechsucht, was bis hin zum Tod führen kann.

Weitere Informationen finden Sie unter:

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.

DHS Broschüre

Bundes Fachverband Essstörungen

Wer sich ständig gedanklich mit Glückspielen beschäftigt, diverse Strategien zu Gewinnoptimierung entwickelt und viel Zeit an Spielautomaten bzw. mit Kartenspielen verbringt, leidet an Spielsucht. Soziale Kontakte werden vernachlässigt und die Gedanken eines Betroffenen kreisen sich nur um „den großen Gewinn". Wie viel Geld hierzu erstmal investiert werden muss, wird nicht berücksichtigt. Große finanzielle Belastungen sind oft die Folge von Spielsucht. Der Spielsüchtige versucht, genau wie bei anderen Süchten, seine Sucht vor Familie und Freunden zu verbergen.

Hier finden Sie einen Selbsttest, Möglichkeiten zur Telefon- oder Chatberatung:

Spielen mit Verantwortung

Von Magersucht (Fachbegriff: Anorexia nervosa) spricht man, wenn eine Person versucht das Hungergefühl vollkommen unter Kontrolle zu bringen. Ziel ist es, das Gefühl von Hunger ganz zu unterdrücken, umso möglichst wenig essen zu müssen.
Die Betroffenen haben häufig die Empfindung in Ihrem Leben wenig selbst bestimmen zu können. Daher möchten sie zumindest die volle Kontrolle über das eigene Körpergewicht haben.

Nähere Informationen finden Sie unter:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.

Online-Programm GET.ON Offline - Zur Bewältigung von problematischer Internetnutzung

Kennen Sie das? Sie verbringen viel Zeit online? Sie fühlen sich regelrecht an den PC oder Ihr Smartphone gefesselt und finden kein Ende? Dann könnte das GET.ON Training etwas für Sie sein.

Es gibt viele Menschen, denen es ähnlich geht wie Ihnen. Die gute Nachricht ist: Man kann etwas dafür tun, den eigenen Umgang mit dem Internet zu kontrollieren. Nehmen Sie teil am kostenlosen GET.ON Offline Training!


Was bietet das Online-Training? 

Sie werden erfahren, warum es für Sie überhaupt reizvoll ist, online zu sein. Sie werden sich damit auseinandersetzen, in welchen Situationen Sie besonders dazu neigen, online zu gehen. Sie lernen etwas über sich und darüber, wie Sie Ihre Verhaltensweisen positiv verändern können. Welche Stärken und Ressourcen haben Sie?


Wie ist der zeitliche Umfang?

Das Training besteht aus sechs Modulen mit wöchentlich wechselnden Themen und einem Auffrischungsmodul. Eine Trainingseinheit dauert 45-60 Minuten. 

Ein persönlicher Trainer unterstützt Sie, er steht mit Ihnen per E-Mail in Kontakt. Zusätzlich können Sie eine App auf Ihr Smartphone laden und erhalten dort täglich kleine Aufgaben, die Sie an Ihr Training und Ihre Ziele erinnern.


An wen richtet sich das Training?

Das Training richtet sich an alle Personen ab 18 Jahren, die

  • eine problematische Internetnutzung haben,
  • einen eigenen Internet-Zugang nutzen,
  • bereit sind, an wissenschaftlichen Befragungen im Rahmen der Studie zur Evaluation des Online-Trainings teilzunehmen
  • und motiviert sind, ihr Verhalten zu ändern.

Das Training ist nicht geeignet für Personen,

  • die sich aktuell in psychotherapeutischer Behandlung befinden,
  • die an einer derzeitigen oder lebensandauernden psychotischen oder bipolaren Störung leiden.

Hier können Sie teilnehmen! GET.ON Offline-Training

Das Training ist kostenlos und wird im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie angeboten.

Hilfe zur Selbsthilfe finden Sie hier:
 

NAKOS
(Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen)

Anonyme Alkoholiker

Anonyme Spieler