Interview mit Dr. Christoph Ballod

Telemedizin ist eine Ergänzung zur herkömmlichen Versorgung

Wir sprachen mit Dr. Christoph Ballod über die Möglichkeiten der ärztlichen Videoberatung.

Der 55-Jährige war als niedergelassener Hausarzt tätig, bevor er zu MD Medicus kam, unserem langjährigen Kooperationspartner beim Infomed-Gesundheitstelefon und jetzt auch bei der ärztlichen Videoberatung.

Was sind typische Fragestellungen in der ärztlichen Videoberatung?
Dr. Christoph Ballod:
 Wie beim Gesundheitstelefon wollen die meisten Patienten eine zweite Meinung einholen. Sie kommen mit einem Befund vom Arzt und wünschen sich weitergehende Informationen und Aufklärung. Operieren oder eher konservativ behandeln? Diese Frage höre ich oft. Viele Menschen recherchieren nach einem Arztbesuch im Internet. Was sie dort herausfinden, besprechen sie mit mir. Häufig geht es dann darum, Ängste und Sorgen zu nehmen. Fragen zur Medikamenteneinnahmen sind ebenfalls gängig.

Was sind die Vorteile einer ärztlichen Videoberatung für den Patienten?
Dr. Christoph Ballod: Gegenüber dem Telefonat bietet der Videochat den Mehrwert, dass ich dem Patienten etwas zeigen kann. Zum Beispiel kann ich den Umgang mit medizinischen Hilfsmitteln wie etwa einem Insulinpen vorführen. Oder ich kann an einem Modell anatomische Verhältnisse erläutern und so für ein besseres Verständnis beim Patienten sorgen, was in seinem Körper passiert.

Gibt es Situationen, in denen sich die Nutzung der ärztlichen Videoberatung besonders anbietet?
Dr. Christoph Ballod: Unser Angebot funktioniert weltweit. Daher empfiehlt sich der Videochat zum Beispiel ganz besonders im Urlaub oder während eines beruflichen Aufenthalts im Ausland. Ich hatte schon Patienten, die mich aus den USA, Vietnam oder Brasilien erreicht haben – die Verbindung war zum Teil besser als in Deutschland. Jemandem, der beruflich längere Zeit fern der Heimat zu tun hat, kann ich deutschsprachige Ärzte nennen oder Kliniken mit deutschsprachigen Mitarbeitern. Wer sich im Urlaub verletzt oder erkrankt, erhält von mir eine Einschätzungshilfe, wie dringend er damit einen Arzt aufsuchen sollte. Mit einer oberflächlichen Schnittwunde muss der Patient nicht eilig in die Notaufnahme. Ich kann ihm zeigen, wie er die Wunde desinfiziert und so die Zeit bis zu einem eventuell erforderlichen Arztbesuch überbrückt.

Wie fühlen sich Ihre Patienten in dieser Gesprächssituation?
Dr. Christoph Ballod:
 Patienten, die bisher schon das Gesundheitstelefon genutzt haben, sind überrascht, dass sie mich sehen können. Dadurch wird der Kontakt persönlicher. Vergleichbar mit einem Praxisbesuch ist das natürlich nicht, aber das spielt eine untergeordnete Rolle. Informieren, erklären, beruhigen und Ängste nehmen kann ich sehr gut auch per Video.

Wo stößt eine ärztlichen Videoberatung an Grenzen?
Dr. Christoph Ballod: Die ärztliche Videoberatung wird nie den Hausarzt ersetzen können; ich stelle keine Diagnose, weder Rezepte noch Krankmeldungen aus. In die laufende Behandlung eines Patienten mische ich mich nicht ein. Ich sehe die Videoberatung als eine sinnvolle Ergänzung zur Arbeit eines Haus- oder Facharztes, der eine oder andere Arztbesuch wegen einer Nachfrage erübrigt sich so vielleicht. Die Telemedizin ist keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zur herkömmlichen medizinischen Versorgung.